In der Nacht auf den 28. September 2003 stürzten oberhalb von Brunnen im Kanton Schwyz Äste auf eine Übertragungsleitung. Eine knappe halbe Stunde später hatten 57 Millionen Menschen in Italien keinen Strom mehr. Was war passiert? Durch die herabfallenden Äste bildete sich ein sogenannter Lichtbogen, wodurch sich die Leitung automatisch abschaltete. Der Ausfall dieser Leitung, die Strom aus Wasserkraft nach Italien exportiert, verursachte einen Dominoeffekt, der dazu führte, dass in unserem südlichen Nachbarland das Netz vollständig zusammenbrach. Fast 18 Stunden dauerte es, bis der Strom im Land wieder vollständig verfügbar war.
Blackout ist nicht gleich Strommangellage
Das Beispiel zeigt: Kleine Ereignisse im Stromnetz können europaweite Folgen haben. Der Vorfall ist fast 22 Jahre her, und in der Folge haben die Betreiber mit verschiedenen Massnahmen die Netzsicherheit erhöht. Und trotzdem: Ein flächendeckender Stromausfall bleibt möglich. «Die Frage ist eigentlich nicht, ob, sondern wann sich in Europa das nächste Blackout ereignet», sagt Daniel Zberg, Leiter Geschäftsfeld Netz des EWO. Dabei ist es wichtig, zwischen einem Blackout und einer Strommangellage zu unterscheiden. «Eine Strommangellage zeichnet sich im Voraus ab durch die Verknappung der Energiemärkte und ist beeinflusst von der geopolitischen Situation», erklärt Zberg. «Bei einem Blackout handelt es sich hingegen um ein kurzfristiges, unmittelbar entstehendes Ungleichgewicht zwischen Stromverbrauch und Stromerzeugung.» Neben Naturereignissen können auch technische Ausfälle, menschliches Fehlverhalten oder Cyberangriffe ein Blackout verursachen.
Swissgrid AG in Führungsrolle
Tritt ein Blackout ein, wird das Netz stufenweise wieder aufgebaut. Die Führungsrolle übernimmt dabei die nationale Übertragungsnetzbetreiberin Swissgrid AG. Die Energieversorger wie das EWO folgen ihren Anweisungen. Die Aufgabe des EWO besteht darin, die Stromversorgung im Kanton sicherzustellen. Ein Pikettdienst steht rund um die Uhr bereit, um sofortige Massnahmen zu ergreifen. Bei komplexen Situationen treten mehrere Fachspezialistinnen und -Spezialisten – auch von anderen Netzbetreibern – in Kontakt, um die Stromversorgung wiederherzustellen. Sollte die Krise grössere Ausmasse annehmen, beruft das EWO einen Krisenstab ein, um die Sicherheit der Stromversorgung weiterhin zu gewährleisten.
2 bis 4 Milliarden Kosten pro Tag
Müssen wir uns darauf einstellen, dass in Zukunft öfter mal die Lichter ausgehen? Daniel Zberg verneint. «Die Versorgungssicherheit in der Schweiz ist nach wie vor sehr hoch», betont er. Dennoch gilt es, vorbereitet zu sein für den Ernstfall. Denn laut Schätzungen würde ein Totalblackout in der Schweiz pro Tag rund 2 bis 4 Milliarden Franken kosten. Das EWO führt deshalb regelmässig Schulungen durch, um sich auf mögliche Krisensituationen vorzubereiten. Denn nicht immer kann man sich darauf verlassen, dass der Stromausfall auf einen Sonntag fällt, wie das 2003 in Italien der Fall war. Auch deswegen ging das Blackout damals verhältnismässig glimpflich aus.
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