Malerisch zwischen Titlis, Hahnen und Graustock gelegen, ist der Eugenisee in Engelberg ein beliebtes Naherholungsgebiet. Doch wer seit einigen Wochen bei seinem Spaziergang genau hinschaut, dem fällt auf, dass etwas nicht ganz in die winterliche Idylle passt: Zwischen hohen Stahlwänden arbeiten schwere Bohrgeräte und Bagger auf Hochtouren – und das inmitten der Engelberger Aa.
Ein Fluss wird geteilt
Auf der Baustelle der besonderen Art entsteht das neue Fassungswehr Eugenisee. Das EWO führt die letzte Etappe des Hochwasserschutzprojekts Engelberger Aa im Auftrag der Obermatt Kraftwerke AG durch. «Eine so aufwendige und komplexe Baustelle im Gewässer koordiniere ich vermutlich nur einmal in meinem Leben», meint Adrian Omlin, der das Vorhaben in Engelberg seit zweieinhalb Jahren als EWO Projektleiter begleitet. Die technisch anspruchsvollen Arbeiten erfordern eine komplexe Baulogistik. Dabei wird der Gebirgsfluss Engelberger Aa, der durch das Fassungswehr fliesst, mittels Spundwänden in zwei Hälften geteilt. Je nach Bauphase leiten sie das Wasser so um, dass in der jeweils anderen Hälfte die Spezialtiefbau- und Betonarbeiten durchgeführt werden können. Schritt für Schritt entsteht so während knapp sieben Monaten die neue Anlage, die durch die Verbreiterung in Zukunft allfällige Hochwasser besser ableitet und damit für mehr Sicherheit in der Gemeinde Engelberg sorgt.
Vorteil für Mensch und Natur
Nebst dem Hochwasserschutz bringt das modernisierte Fassungswehr auch für die Natur wesentliche Vorteile. Eine zentrale Neuerung ist die hydraulisch angetriebene Wehrklappe. Sie sorgt dafür, dass Bachkies, Schotter und Sand im Fluss bleiben und so die natürliche Dynamik des Flusses erhalten bleibt. «Und trägt damit zur Aufwertung und Verbesserung der Gewässerlebensräume bei», erklärt Adrian Omlin. Und auch die EWO Mitarbeitenden profitieren: Mussten sie unter anderem bei Unwetter oder Gewitter die Rechenanlage manuell von Treibgut befreien, entfernt die neue Rechenreinigungsmaschine dies von selbst. «Das System lässt sich aus der Ferne überwachen und steuern», erläutert Omlin. «So schaffen wir durch die Automatisierung verbesserte Arbeitsbedingungen.»
Winter bringt Vorteile – und neue Herausforderungen
Seit Oktober laufen die Hauptarbeiten auf Hochtouren. Wenn Naturereignisse den Zeitplan nicht durchkreuzen, geht das neue Fassungswehr voraussichtlich in den nächsten Wochen provisorisch in Betrieb. Der Zeitraum über den Winter ist bewusst gewählt: Während im Sommer plötzliche Gewitter und schnelle Wasseranstiege unvorhersehbare Risiken bergen, ermöglichen die wasserarmen Wintermonate eine verlässlichere Planung. Doch auch der Winter bringt Herausforderungen mit sich. Schnee, Frost und Kälte erschweren die Arbeiten auf 1000 Metern Höhe. Betonarbeiten sind heikel, und niedrige Temperaturen belasten die Arbeiter. Hinzu kommt der Wettlauf gegen die Zeit. «Auch wenn die Baustelle so konzipiert ist, dass sie einem grösseren Unwetter standhält, müssten wir bei Beginn der Schneeschmelze die Arbeit für mehrere Wochen niederlegen», weiss Omlin. «Dann fliesst im Durchschnitt fast 200-mal so viel Wasser in der Engelberger Aa wie im Januar.»
Für eine nachhaltige Energieproduktion
Die Obermatt Kraftwerke AG in Grafenort spielt eine zentrale Rolle in der Stromproduktion des Kantons Obwalden. 140 Gigawattstunden Strom produziert diese jährlich mit dem Wasser aus dem Eugenisee. Und das soll auch künftig so bleiben. Adrian Omlin: «Mit der Erneuerung des Fassungswehrs stellen wir die nachhaltige Energieproduktion aus Wasserkraft sicher.»
Sie haben energiereiche Fragen? Unser EnergieKompass hilft Ihnen gerne weiter.