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Ein E-Mobil für die Lüfte

Elektromobilität
Eines der weltweit ersten vollelektrischen Flugzeuge ist seit Anfang Jahr auf dem Flugplatz Kägiswil in Aktion. Der Obwaldner Pilot und Fluglehrer Thomas Geissdörfer hat es schon getestet – und zieht ein positives Zwischenfazit.
9. September 2021
Text Simon Eberhard / Fotos Samuel Büttler Photographie
09/09/2021 // 11 Minuten Lesezeit

Startklar für das Elektroflugzeug

Die Elektromobilität erobert auch den Luftraum. In Kägiswil fliegt bereits das erste Flugzeug mit «EWO NaturStrom+».

Die Faszination des Fliegens

Dass über den Wolken die Freiheit wohl grenzenlos ist, wusste schon der Liedermacher Reinhard Mey. Als dieser seinen bekannten Schlager schrieb, war Thomas Geissdörfer noch nicht geboren – doch die Faszination fürs Fliegen hat er gleichwohl mitgenommen. «Das Feeling, wenn ich in der Luft bin, ist unvergleichlich – auch nach über zehn Jahren im Beruf», sagt der Obwaldner, der für die Swiss als Linienpilot arbeitet. Gleichzeitig interessiert ihn aber auch das Zusammenspiel von technischen, meteorologischen, koordinativen und menschlichen Faktoren, die beim Fliegen zusammenkommen.

«Das Feeling, wenn ich in der Luft bin, ist unvergleichlich.»
Thomas Geissdörfer, Pilot und Fluglehrer
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Für ihn ist die «Pipistrel Velis Electro» ein ideales Schulungsflugzeug: Thomas Geissdörfer, Linienpilot der Swiss.

Federgewicht von 600 Kilogramm

Auch wenn er in seinem Beruf quer durch die Welt fliegt, so trifft man Thomas Geissdörfer doch auch immer wieder in seiner Heimat an. Auf dem Flugplatz Kägiswil amtiert er nebenberuflich als Fluglehrer, um seine Passion an Nachwuchspilotinnen und -piloten weiterzugeben.

In dieser Funktion fliegt Geissdörfer seit Januar auch die «Pipistrel Velis Electro», ein 600 Kilogramm leichtes Propellerflugzeug. Das Besondere daran: Es ist das erste Elektroflugzeug mit europäischer Zulassung. Vierzehn Exemplare sind inzwischen auf verschiedenen Schweizer Flugplätzen stationiert. Sie werden vor allem zu Schulungszwecken eingesetzt. Besonders beeindruckt zeigt sich der Pilot vom einfachen Systemdesign. «Vieles läuft automatisiert, sodass das Cockpit mit viel weniger Schaltern auskommt als bei einem herkömmlichen Flugzeug», sagt er. «Die Maschine ist deshalb sehr angenehm zu pilotieren.»

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Aufgeräumtes Cockpit: Vieles läuft automatisiert, sodass es für die Bedienung viel weniger Schalter braucht.

Leise und umweltfreundlich

Die Zelle des Flugzeugs, also Flügel und Rumpf, stammt von einem herkömmlichen Motorflugzeug. Dieses hat der slowenische Hersteller mit Batterien, Kontrollsystem und Motor ausgestattet und damit zu einem praxistauglichen Elektromobil für die Lüfte umgerüstet. «Dank dem elektrischen Motor ist das Flugzeug gegen aussen auch bedeutend leiser», erzählt Geissdörfer. So habe man von verschiedenen Anwohnern positives Feedback erhalten.

Die «Pipistrel» ist überdies umweltfreundlich unterwegs. Dafür sorgt der «EWO NaturStrom+», mit dem das Elektroflugzeug geladen wird. Dieser erfüllt die «naturemade star»-Vorgaben des Vereins für umweltgerechte Energie und gewährleistet nicht nur, dass der Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien gewonnen wird, sondern auch, dass umfangreiche
ökologische Auflagen eingehalten werden.

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Summen statt knattern: Sind die Batterien mit rund 22 kWh «EWO NaturStrom+» geladen, reicht das für einen gut halbstündigen, leisen Rundflug.

Für einen kleinen Alpenflug reicht’s

Wie vor einigen Jahren, als die Elektromobilität auf der Strasse noch in Kinderschuhen steckte, so ist auch beim Pilotmodell für die Luft die Reichweite noch eingeschränkt. Zwei grosse Batterien liefern ungefähr je 11 Kilowattstunden. «Damit fliegen wir rund 35 bis 40 Minuten», sagt Geissdörfer. Hinzu kommt eine Reserve von etwa 10 Minuten. «Das reicht für einen kleinen Rundflug im Obwaldner Talkessel», sagt Geissdörfer. Also einmal Kägiswil–Melchsee-Frutt und zurück nach Kägiswil.

Mit den Reichweiten der herkömmlichen Flugzeuge kann die «Pipistrel» also heute noch nicht mithalten. Dennoch sieht Geissdörfer Potenzial in der E-Fliegerei. «Nebst den kleinen einmotorigen Schulflugzeugen könnten für regionale und lokale Verbindungen zwei- oder dreimotorige elektrische Propellerflugzeuge bald ein Thema werden», sagt er. Für Mittel- und Langstreckenflüge hingegen besitzen die Batterien im Moment noch eine zu geringe Energiedichte. Da ist also noch Forschergeist gefragt. Doch auch die Strassen-Elektromobilität stand einst an einem Punkt, an dem eine grossflächige Verbreitung kaum realistisch schien. Und das ist noch gar nicht so lange her.

«Elektrische Propellerflugzeuge werden für regionale Verbindungen bald ein Thema werden.»
Thomas Geissdörfer
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Ein erster Schritt in die Zukunft

In Kägiswil ist das Flugzeug zunächst bis Ende Jahr stationiert. Die drei Fluggruppen (Fluggruppe Sarnen-Kägiswil, Motorfluggruppe Pilatus und Aviathor GmbH) haben es im Rahmen des gesamtschweizerischen Pilotprojekts gemietet und teilen sich die Nutzung. Ob der Elektroflieger auch längerfristig in Kägiswil seine Heimat haben wird, ist derzeit noch offen. Aufgrund geografischer Gegebenheiten ist der Flugplatz nicht ideal für dieses Elektroflugzeug. «Der steile Anflug macht die Landung mit dem Elektroflugzeug recht anspruchsvoll», erklärt Thomas Geissdörfer. Gerade die Effizienz des Flugzeugs sorge dafür, dass die Maschine trotz Leerlauf im Anflug eher beschleunige, statt zu verlangsamen. «Das Flugzeug ist also schon fast zu effizient», lacht der gebürtige Alpnacher.

Ungeachtet dessen, was mit dem Flugzeug nach Ablauf der Mietdauer passiert – Geissdörfer zieht ein positives Fazit: «Es ist hochspannend und ein Privileg, an vorderster Front Erfahrungen zu sammeln und eines der weltweit ersten Elektroflugzeuge zu fliegen», sagt er. Die Seriennummer der in Kägiswil stationierten «Pipistrel» ist übrigens 13. In diesem Fall keine Unglückszahl, sondern eine Nummer, die für Innovation und Aufbruch steht.

«Starker Trend zur Elektrifizierung»

Patrick Küng ist im EWO der Leiter des Geschäftsfelds Gebäudetechnik.

Das EWO engagiert sich schon seit mehreren Jahren für die Elektromobilität. Warum?
Wir sind überzeugt von der Technologie. Zudem leisten wir mit der Elektromobilität einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der Energiestrategie 2050 des Bundes und fördern den Umstieg auf erneuerbare Energieträger. Um unseren Kunden die bestmöglichen Lösungen zu bieten, ist es wichtig, am Ball zu bleiben und stets neue Innovationen einzusetzen und zu testen.

Welche?
Bei der Mobilität gibt es auf allen Ebenen einen starken Trend zur Elektrifizierung. Heute gibt es von der Baumaschinenbranche bis hin zum Individualverkehr E-Fahrzeuge. Ich denke da nicht nur an Autos und Velos, sondern beispielsweise auch E-Roller oder E-Scooter. Im Kanton Obwalden ist zudem seit 2020 ein Elektrolastwagen für die Kehrichtsammlung unterwegs.

Elektroautos sind in der Anschaffung derzeit meist noch teurer als herkömmliche Fahrzeuge.
Bei den Anschaffungskosten stimmt dies mehrheitlich. Bei den Gesamtkosten liegen die meisten Elektrofahrzeuge jedoch deutlich unterhalb eines mit Benzin betriebenen Fahrzeugs. Durch die niedrigen Betriebskosten können die Mehrkosten bei der Anschaffung nach einigen Jahren mehr als kompensiert werden. Ausserdem weisen Elektroautos eine bessere Klimabilanz auf. Wenn Sie eine Photovoltaikanlage besitzen, können Sie zusätzlich den selbstproduzierten Strom direkt nutzen, um das Auto zu laden. Die Investition lohnt sich also – finanziell und ökologisch. Diese Erfahrungen konnten wir bereits mit unserer eigenen Elektroflotte gewinnen.

Wie sieht es mit der Infrastruktur im Kanton Obwalden aus?
Das EWO betreibt in Zusammenarbeit mit der zb Zentralbahn in allen Obwaldner Gemeinden kostenlose Ladesäulen für den Bezug von «EWO NaturStrom». Ausserdem bieten wir Dienstleistungen rund um E-Mobilität für Mehr- und Einfamilienhäuser.

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