Mit dem Aufrichten der Holzbauelemente hat der EWO Neubau in Kerns einen wichtigen Meilenstein erreicht. Über die Sommermonate wird jetzt an der Aluminium-Fassade gearbeitet und mit dem Innenausbau gestartet.
Aus 300 Kubikmetern Holz entstanden im neuen Hauptgebäude in Kerns 165 Stützen, 125 Träger, 150 Deckenelemente, 26 Innen und 56 Aussenwandelemente. Mit der Holzbauweise reduzieren wir grosse CO2-Emissionen, die bei der Beton- bzw. Zementherstellung entstehen würden. Ausserdem bietet Holz den Mitarbeitenden am Arbeitsplatz ein angenehmes Raumklima.
Elemente bereits vorfabriziert
Ein weiterer Vorteil: Der Holzelementbau weist einen hohen Automatisierungsgrad auf. Dass die Bauteile bereits vorfabriziert auf der Baustelle ankommen, erhöht die Effizienz im Bauprozess. Im Holzbau liess sich unser Gebäude in rund sieben Wochen aufrichten. Allerdings bringt dies auch logistische Herausforderungen mit sich. Zusätzlich gilt es, die fixfertigen Bauteile nach dem Aufrichten bestmöglich vor Wetter und Baustelleneinflüssen zu schützen.
Arbeiten im Trockenen
In dieser Hinsicht hatte das Projektteam Glück: Während der Aufrichtungsphase im vergangenen März herrschte bestes
Frühlingswetter, nur am Ende gab es einen kurzen Wintereinbruch. Mit der fristgerechten Aufrichtung der Holzelemente und des Daches ist ein entscheidender Meilenstein der Bauphase erreicht. Nun arbeitet das Team im Trockenen und kann unter anderem den Innenausbau angehen.
Aktuelle Bilder von unserer Baustellen-Kamera
Rückblick Baufortschritt
Blicken Sie mit uns zurück und verfolgen Sie die Baufortschritte vom Sommer bis Winter 2021.
Nach dem Abriss des alten EWO Hauptsitzes, steht dem Bau des neuen Minergie-Gebäudes nichts mehr im Weg. Der neue Hauptsitz wird ein Hybridbau aus verschiedenen Materialien. Zu Liftschächten und Treppenhäusern aus Beton kommt ein Holzelementbau mit Decken aus Filigranelementen. Die Fassade wird in Aluminium verkleidet.
Glücklicherweise mussten die Bauarbeiter nicht bei null beginnen. Beim Rückbau liessen die Abbrucharbeiter die Rohbaustruktur des Kopfbaus von 1970 stehen. Aus welchem Grund? Aus Gründen der Nachhaltigkeit. Die Produktion von Zement für den Beton ist sehr energieintensiv. Da die Bausubstanz noch in einer guten Verfassung ist, erhalten wir diese und vermeiden unnötige CO2-Emissionen, die beim Abbruch des alten Betons und bei der Herstellung einer neuen Stahlbetonkonstruktion entstehen würde. Auch Teile des Untergeschosses blieben bestehen.
September 2021 – Aushub Baugrube abgeschlossen
Rund 11 000 Kubikmeter Erdmaterial holten die Bagger aus dem Boden, bevor die Bauarbeiter mit dem Bau beginnen konnten.
Juli 2021 – Abbruch und Rückbauarbeiten abgeschlossen
Ende Juli waren die Abbruch und Rückbauarbeiten beim alten EWO Hauptgebäude abgeschlossen. Dabei wurde die Rohbaustruktur des Kopfbaus von 1970 stehen gelassen. Denn dessen Substanz ist noch in guter Verfassung.
Das EWO Hauptgebäude befindet sich am nördlichen Dorfrand von Kerns, im Übergang vom Dorfzentrum zum ländlichen Raum. Das bestehende EWO Areal wird neu strukturiert und nach Innen verdichtet. Das Hauptgebäude besteht aus mehreren Bauteilen, sogenannten Trakten, welche verschiedene Funktionen mit unterschiedlichen Anforderungen erfüllen.
Beim Bauvorhaben handelt es sich um einen neubauähnlichen Umbau. Die bestehende Bausubstanz wird teilweise abgebrochen bzw. auf den Rohbau zurückgebaut und anschliessend mit Neubauten ergänzt und erweitert. Die Baukörper sind mit sich wiederholenden Elementen fein gegliedert, Vor- und Rücksprünge verleihen der Fassade zusätzliche Tiefe und brechen den Massstab. Materialisierung und Farbgebung sind zurückhaltend und vermitteln zwischen Tradition und Moderne.
Visualisierung des neuen EWO Hauptgebäudes
Die Planergemeinschaft Roger Durrer architektur3 ist im Dezember 2018 mit ihrem Konzeptvorschlag als Siegerin aus dem Planerwahlverfahren hervorgegangen und begleitet das EWO von der Projektierung bis und mit Realisierung.
Die Planergemeinschaft Roger Durrer architektur3 (RDA3) ist eine Arbeitsgemeinschaft gebildet aus den beiden eigenständigen Unternehmen Roger Durrer Architektur GmbH und der architektur3 ag.
Die Roger Durrer Architektur GmbH wurde Anfang 2020 gegründet und hat ihren Standort in Sarnen. Roger Durrer, dipl. Architekt FH SIA ist im Team von RDA3 für das EWO Hauptgebäudes als Gesamtleiter zuständig.
Die architektur3 ag wurde Anfang 2012 von den drei Partnern Peter von Rotz, Martin Mathis und Stefan Baumgartner gegründet und ist an den beiden Standorten Kerns und Buochs vertreten. Im Team von RDA3 ist Peter von Rotz, dipl. Architekt FH der stellvertretende Gesamtleiter und Stefan Baumgartner, dipl. Bauführer SBA für die Realisierung verantwortlich. Komplettiert wird das Team durch engagierte und motivierte Mitarbeitende der architektur3 ag.
Bei einem Bauprojekt gibt es immer spannenden Informationen rund um das Projekt. Hier gibt es ein Blick hinter die Kulissen:
Das neue Hauptgebäude des EWO entspricht dem Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz (SNBS). Dabei ist es wichtig den gesamten Lebenszyklus einer Immobilie in die Planung mit einzubeziehen und wer nach den Regeln des SNBS bauen will, der muss ganz bestimmte Kriterien erfüllen, zum Beispiel:
Zwar hat der Neubau in Kerns erst im August 2021 begonnen, doch ist das gesamte Gebäude sozusagen schon fertig: in Form eines interaktiven 3D-Modells.
Building Information Modeling – oder kurz BIM. So heisst die digitale Planungsmethode, die das EWO für seinen Neubau in Kerns einsetzt. Damit wird das Gebäude komplett geplant, bevor es gebaut wird. Wenn beispielsweise ein Lüftungskanal einer Sanitärleitung in die Quere kommt, können wir dies frühzeitig erkennen und korrigieren.
Konflikte erkannt und gelöst
Beim EWO Neubau liegt die Herausforderung darin, dass ein Teil des bestehenden Baus übernommen wird. So können wir beispielsweise nicht einfach eine bestehende Bodenplatte durchbohren, um eine Leitung zu legen. Dank BIM konnten schon viele Kollisionen gelöst werden, die wir beim herkömmlichen Bauprozess wohl erst auf der Baustelle erkannt hätten.
Erst planen – dann bauen
Wichtigste Voraussetzung für ein erfolgreiches BIM-Projekt: Der Architekt muss im Voraus bis ins kleinste Detail planen – und die Bauarbeiter setzen dies danach genau so um. «Build as planned» heisst dies in der Fachsprache. Dadurch spart das EWO nicht nur Kosten, sondern schont auch die Umwelt, indem es unnötige Materialaufwände auf ein Minimum reduziert.
Wie die Fassade des neuen EWO Hauptgebäudes in Kerns künftig aussieht, zeig eine originalgetreue Kopie vor Ort. Beim Mockup handelt es sich um ein 1:1-Modell mit Fenster, Fassadenbekleidung und Markisen.
Weshalb wurde ein Mockup gebaut?
Bauen ist mit vielen Entscheidungen verbunden wie der Wahl des Materials, der Farbe oder des Sonnenschutzes. Durch das Mockup werden Entscheidungen früher gefällt, dadurch wird die Planungssicherheit erhöht und der Bau effizienter.
Mit dem Fassaden-Mockup fallen Entscheidungen wie beispielsweise zur Farbe oder dem Material früher. Das erhöht die Planungssicherheit und macht den Bau effizienter.
Das bestehende Hauptgebäude (Baujahr 1970 und 1989) weist erhebliche bauliche Mängel auf. Vor allem im Bereich der Gebäudehülle besteht aus bautechnischer sowie energetischer Sicht Sanierungsbedarf. Mit der aktuellen strukturellen Veränderung zum modernen Energieversorger und der stetigen Entwicklung von neuen Dienstleistungsangeboten erhöht sich der Platzbedarf des Verwaltungsteils und zudem verändern sich die Anforderungen für effiziente Prozessabläufe.
Das bestehende Hauptgebäude weist erhebliche bauliche Mängel auf und muss saniert werden.