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Umzug ins Provisorium

Menschen
Das Elektrizitätswerk Obwalden ist umgezogen. Bis Frühling 2023 operiert es von Sachseln aus, während der Hauptsitz in Kerns umgebaut wird. Ein ganzes Energieunternehmen zu zügeln – das ist kein Zuckerschlecken. Sorgfältige Planung, Umbauarbeiten und nicht zuletzt Muskelkraft sorgten für einen reibungslosen Umzug.
9. Juni 2021
Text Valentin Oberholzer / Fotos Samuel Büttler Photographie
09/06/2021 // 11 Minuten Lesezeit

Zügeltermin

In Sachseln fuhren die Lastwagen vor. Daniel Zberg koordinierte den Umzug des EWO Hauptsitzes und behielt dabei stets den Überblick.

Zügelleute im Einsatz

Zwei vollbepackte Lastwagen fahren über die Strasse von Kerns nach Sachseln. Ihre Ladung: Schrauben, Rohre, Stromkabel, Muffen, Zangen, Bohrmaschinen und Isolatoren, fein säuberlich abgepackt in rund 90 Holzpaletten – pro Laster. Beim Fabrikareal der ehemaligen Reinhard AG in Sachseln biegen die Transporter in die Einfahrt ein, schlängeln sich ums Eck zur Warenrampe und öffnen ihre Hecktür.

In Windeseile erlösen fleissige Zügelleute die Lastwagen von ihrer tonnenschweren Last. Kaum leer, machen sich die zwei LKW wieder auf den Weg zurück zum EWO Hauptsitz nach Kerns. Sechs Fahrten pro LKW stehen heute noch auf dem Programm. Insgesamt rund 1000 Palette voll Material. Weitere 500 Palette sind bereits vor dem Hauptumzug verschoben worden. Knapp 100 Büroarbeitsplätze werden insgesamt gezügelt, was rund 40 LKW-Fahrten nötig macht.

Während die Transporter über die Obwaldner Strassen rollen, versorgen die Zügelleute jedes einzelne Palett im Interimslager. Welches Palett wohin kommt, ist strikte festgelegt und beschriftet. Hier, in der ehemaligen Reinhard AG, quartiert sich das EWO samt Materiallager, Werkstatt und Büros für die nächsten zwei Jahre ein.

1000 Palette und 100 Büroarbeitsplätze wurden gezügelt.
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Gut geplant ist halb gewonnen: Der EWO Umzugskoordinator Daniel Zberg (l.) bespricht mit Netzelektriker und Zügelhelfer Peter Bürgi einige Details.

Herzstück Netzleitstelle

Der Hauptsitz in Kerns wird um- und neugebaut. Das Gebäude ist alt, zu klein und entspricht nicht mehr den energetischen Anforderungen an Bauwerke. Deshalb operiert das EWO von Mai 2021 bis Frühling 2023 von Sachseln aus. Der Umzug ist aufwendig. Bereits im März wurden die ganze Werkstatt und ein Teil des Archivs ins Provisorium gebracht. Etappenweise folgten im April und Mai das Materiallager, die Server, die Büroinfrastruktur und auch die Netzleitstelle – das Herzstück der Stromversorgung.

Mit dieser Steuerungszentrale können die EWO Fachspezialisten per Mausklick Stromgeneratoren anschalten, Leitungen zuschalten, Stromflüsse umleiten und Störungen erkennen.

Die Netzleitstelle sowie die Server, die das EWO betreibt, dürfen auf keinen Fall ausfallen. Deshalb gibt es beides doppelt. Während des Umzugs übernahmen die Ersatz-Netzleitstelle und die -Server, die im Unterwerk Sarnen stehen. Fachspezialisten waren als Absicherung rund um die Uhr im Pikettdienst bereit und stellten so die Stromversorgung sicher.

Doch die lückenlose Versorgung war nicht überall möglich: Auch das Internet bringt das EWO über seine Glasfaserkabel von den Anbietern zu den Kundinnen und Kunden. Ein kurzer Unterbruch während der Nacht im Vorfeld des Umzugs war unvermeidbar. Die Internet-Kundinnen und -Kunden wurden schriftlich darauf hingewiesen.

Rein ins Provisorium

Apropos Internet: Eine schnelle und sichere Internet und Kommunikationsverbindung ist für den Betrieb eines Stromnetzes unerlässlich. Deshalb wurden im Vorfeld Untergrund-Kabelführungen freigelegt und neue Glasfaserkabel zur ehemaligen Reinhard AG gezogen. Sie versorgen sowohl die Server wie auch die rund hundert Büroarbeitsplätze mit Internet. Die provisorischen Büros liegen im Reinhard-Verwaltungsgebäude, teilweise aber auch am Rand der Lagerhalle – durch Holzplattenwände vom Trubel im Materiallager geschützt. Denn der Vorgänger verfügte zwar über ein grösseres Firmengebäude, benötigte aber weniger Büroraum. So wurden die ehemalige Lackiererei und Teile der Lagerhalle kurzerhand in provisorische Büros verwandelt.

Für eine sinnvolle Raumaufteilung sorgen ganze Wände aus Holzplatten. Stellenweise wurden Bodenbeläge ausgetauscht und Wände übermalt, um das Provisorium einladend zu gestalten. Hinzu kommen moderne Einrichtung und Infrastruktur sowie eine Cafeteria. Auch Parkplätze für die Mitarbeitenden sind zur Genüge da. Für fast zwei Jahre ist das hier
ihr Arbeitsplatz. Im Frühling 2023 befahren die Zügellaster mit den 1000 Paletten dann wieder die Obwaldner Strassen – allerdings in die entgegengesetzte Richtung nach Kerns.

Was ändert sich für die Kundinnen und Kunden?

Praktisch nichts. Der Kundendienst ist weiterhin auf denselben Kanälen erreichbar: Per Telefon unter der kostenlosen Nummer 0800 876 876 oder per E-Mail an kundendienst@ewo.ch. Auch unsere Postadresse bleibt die gleiche: Postfach 547, 6064 Kerns. Einzig wenn Sie persönlich vorbeikommen, finden Sie uns neu an der Brünigstrasse 69 in Sachseln.

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Provisorischer Standort die ehemalige Reinhard AG in Sachseln.

«Von der Höhe in die Breite»

Daniel Zberg ist beim EWO Leiter des Geschäftsfelds Netz und hat den Umzug von Kerns nach Sachseln koordiniert.

Herr Zberg, eine ganze Firma zu zügeln, ist eine Herkulesaufgabe. Wo beginnt man da?
Mit einer sorgfältigen Planung. Die ersten Abklärungen für den Umzug fanden schon im Sommer 2019 statt. Seitdem haben wir uns intensiv vorbereitet, Kabel verlegt, Mitarbeitende gebrieft und das Provisorium hergerichtet. Zudem hat mich ein ausgezeichnetes Team bei der Planung und beim Umzug unterstützt.

Wie haben Sie die ehemalige Reinhard AG in den Hauptsitz eines Energieversorgungsunternehmens verwandelt?
Die Gesamtfläche, die uns im Provisorium zur Verfügung steht, ist grösser als in unserem bisherigen Hauptsitz. Teilweise haben wir neue Böden verlegt oder Wände gestrichen. Weil unsere Anforderungen an die Internetverbindung höher sind als die des Vorgängers, haben wir unterirdische Leitungsrohre freigelegt und neue Glasfaserkabel gezogen. Und unser Materiallager ist im Provisorium ganz anders organisiert.

Wieso das?
In Kerns hatten wir ein automatisiertes Hochregallager. Da konnten unsere Logistikmitarbeitenden am Bedienungspanel den gewünschten Artikel eintippen, und das System brachte die entsprechende Schublade zum Ausgabepunkt. Dieses Lager braucht nicht viel Fläche, denn es ist in die Höhe gebaut. Die Platzverhältnisse in Sachseln lassen dieses System aber nicht zu, weshalb wir das Materiallager von der Höhe in die Breite ausgelegt haben.

Und dieses Lager funktioniert auch automatisch?
Nein. Die nächsten zwei Jahre dürfen unsere Lagermitarbeitenden ihre Beinmuskulatur trainieren, denn das provisorische Lager ist nicht mehr automatisiert. Sie holen die Artikel jetzt von Hand aus den 1000 Paletten in der Halle. Die Abbuchung der Artikel ist dennoch elektronisch gelöst. Jeder Artikel und jeder Lagerplatz besitzt einen Strichcode. So behalten wir jederzeit den Überblick über unser Lager.

Zur Raumaufteilung setzen Sie Holzplatten ein. Wie steht es um den Brandschutz?
Die verwendeten Holzplatten sind brandsicher verarbeitet. Ausserdem haben wir eine Sprinkleranlage und eine Brandmeldeanlage. Bei der ganzen Umsetzung haben wir hohen Wert auf die Arbeitssicherheit gelegt. Die Feuerwehr muss sich also keine Sorgen machen. Als Energieversorgungsunternehmen sind wir uns gewohnt, uns in jeder Situation doppelt abzusichern.

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