Das EWO legt sich im Unterwerk Sarnen einen eigenen Batteriespeicher zu. Die neue Technologie verspricht mehr Unabhängigkeit und Eigenversorgung in der Energienutzung. Das EWO will sich dazu Wissen aufbauen und Erfahrungswerte sammeln.
Die Vorteile liegen auf der Hand: überschüssigen Solarstrom speichern, den Eigenverbrauch steigern und dadurch gleichzeitig Kosten sparen. Kein Wunder, dass Batteriespeicher derzeit im Trend sind. Seit Juni steht auch im Unterwerk Sarnen ein solches Exemplar. Auf den ersten Blick ist er etwas unscheinbar, erst bei näherer Betrachtung erkennt man, welche Leistung in dem grauweissen Kasten steckt. So lässt sich die neue Speicherlösung vielfältig einsetzen. «Der Batteriespeicher kann das Unterwerk bis zu zehn Stunden mit Notstrom versorgen und ist zudem in der Lage, die überschüssig produzierte Sonnenenergie der Photovoltaikanlage zu speichern», erläutert Axel Primoschitz, Projektleiter Wasserkraft / Erneuerbare Energien. Mit der neuen Technologie will das EWO in den kommenden Monaten Wissen aufbauen und Erfahrungswerte sammeln. «Ziel ist es, unseren Kunden einen Mehrwert zu bieten, indem wir erstens auf dem neusten Stand der Technik bleiben und zweitens neue Produkte und Dienstleistungen schaffen», betont Primoschitz.
Exakt 224 Photovoltaikpanels produzieren auf dem Dach des Unterwerks Sarnen «EWO NaturStrom».
Das Pilotprojekt Batteriespeicher startete bereits im Juni 2018. Auf dem knapp 360 Quadratmeter grossen Dach des Unterwerks Sarnen gab es genug Platz, um eine mit 224 Panels ausgestattete Photovoltaikanlage zu montieren. Bei der Installation der Panels achtete man insbesondere darauf, die Panels nach verschiedenen Seiten auszurichten, damit die Anlage von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang Strom produzieren kann. Die Module produzieren 67’000 Kilowattstunden und versorgen so jährlich 14 Haushalte mit Sonnenstrom aus Obwalden.
Der Strom aus einer Photovoltaikanlage kann entweder direkt verbraucht, ins Netz geleitet oder eben gespeichert werden. Projektleiter Axel Primoschitz erklärt: «Bevor wir den Batteriespeicher in Betrieb nahmen, wurde der Überschuss an Energie direkt ins Verteilnetz geleitet. Jetzt können wir diesen speichern und erst nutzen, wenn wir ihn tatsächlich brauchen.» Der Batteriespeicher läuft autonom. Kommt es zu Störungen, überprüft Axel Primoschitz seine Funktionen. Bis zu 120 Kilowattstunden an Sonnenenergie können so gespeichert und nachts oder an Schlechtwettertagen wiederverwendet werden.
Doch die neue Speicherlösung optimiert nicht nur den Eigenverbrauch im Unterwerk Sarnen. Sie gewährleistet auch einen vollautomatischen Notstrombetrieb – bis zu zehn Stunden. «Auf eine rasche und zuverlässige Notstromversorgung sind insbesondere Spitäler, Altersheime, Polizeistationen oder die öffentliche Verwaltung angewiesen», ergänzt Primoschitz.
Die Anlage ist zusammen mit den grossen Kraftwerksanlagen des EWO im Netzleitsystem integriert und wird darüber gesteuert. Dadurch ist der Batteriespeicher auch fähig, Systemdienstleistungen zu erbringen. Mit diesen gleicht das EWO automatisch Schwankungen in der Produktion und im Verbrauch im Schweizer Stromnetz aus. Ein Batteriespeicher hilft auch dabei, teure Lastspitzen innerhalb des Unterwerks zu vermeiden. Lastspitzen treten in Betrieben auf, die zu bestimmten Zeiten mehr Strom verbrauchen als sonst. Dieser punktuell erhöhte Strombedarf kann sich teuer in der Stromrechnung niederschlagen. «Ein Batteriespeicher kann den Strom so puffern, dass die Energie bei Lastspitzen direkt aus den Batteriezellen und nicht aus dem Netz abgerufen wird», weiss Primoschitz.
Das EWO wird den Batteriespeicher im Unterwerk Sarnen für ein Jahr testen. Die Rückmeldungen sind bisher positiv. «Der Speicher war überraschend schnell betriebsbereit und hat 20 Prozent mehr Kapazität, als wir gedacht haben», erklärt Primoschitz. In den nächsten Monaten werde man Daten und Erfahrungen sammeln, die dann vor allem energieintensiven Unternehmen helfen sollen, ihren Stromverbrauch effizient und kostengünstig zu gestalten. Doch auch Privatkunden können davon profitieren. Primoschitz: «Meine Vision ist es, eine Energie-Cloud – ähnlich wie die übliche Daten-Cloud – zu generieren, mit der man seinen selbst produzierten Photovoltaikstrom jederzeit und individuell extern speichern und beziehen kann.»
Der Batteriespeicher läuft autonom. Kommt es zu Störungen, überprüft Axel Primoschitz seine Funktionen.
Dominic Barmettler
Projektleiter Photovoltaik
Sie beraten Privatkunden, die sich für einen eigenen Batteriespeicher interessieren. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
Unsere Kunden, die mit dem Gedanken spielen, ihren Haushalt mit einem Batteriespeicher aufzurüsten, sind sehr technikaffin. Sie haben Freude daran, die Energieflüsse per Handy oder Laptop zu steuern und zu analysieren. Dadurch können sie ihren Eigenverbrauch steigern und langfristig natürlich auch die Kosten senken.
Welche Vorteile hat ein Batteriespeicher für den Privathaushalt?
Vor allem Einfamilienhausbesitzer wollen in ihrer Energieversorgung unabhängig sein. Sie produzieren tagsüber ihren eigenen Sonnenstrom und wollen diesen rund um die Uhr nutzen. Ein Batteriespeicher speichert die überschüssige Sonnenenergie. Diese lässt sich dann nachts oder bei schlechtem Wetter verwenden.
Wo im Haus bringt man einen Batteriespeicher am besten unter?
Die Umgebungstemperatur sollte konstant im positiven Bereich liegen. Am besten installiert man den Batteriespeicher im Keller, wo es trocken und kühl ist. Wir prüfen jeweils gemeinsam mit dem Kunden die Gegebenheiten vor Ort und montieren den Speicher fachgerecht.