Thomas Ettlin kennt das Sportcamp Melchtal wie kein Zweiter. Zusammen mit dem EWO hat der Geschäftsführer die Energieversorgung optimiert.
Bouldern, Bogenschiessen, Schwingen oder Beachvolleyball: Wer Bewegung sucht, kommt im Sportcamp Melchtal auf seine Kosten. Die nahe Umgebung bietet zahlreiche weitere Möglichkeiten, sich sportlich zu betätigen: Die Talstation der Sportbahnen Melchsee-Frutt ist nur etwas mehr als einen Kilometer entfernt. «Wir sind das Camp der tausend Möglichkeiten», schmunzelt Geschäftsführer Thomas Ettlin. Er kennt das Gelände wie wohl kein Zweiter, arbeitet der gelernte Schreiner doch seit der Eröffnung vor 15 Jahren im Sportcamp; zunächst als Abwart, seit 2012 als Betriebsleiter und Geschäftsführer.
Insgesamt über 25 Gebäude auf einer Fläche von 70’000 Quadratmetern – das entspricht rund zehn Fussballfeldern – umfasst das grosszügige Gelände. «Wir bieten insgesamt rund 600 Betten», sagt Thomas Ettlin. Schulklassen und Sportlager nutzen die preiswerten Unterkünfte und das vielseitige Sportangebot. Aber auch Firmenevents oder gar
Hochzeiten finden hier statt.
Ein Sportcamp war das Areal jedoch nicht von Beginn weg: Dessen Ursprünge gehen auf den Zweiten Weltkrieg zurück. Damals errichtete die Schweizer Regierung im Melchtal eine Spitalanlage. Nach Kriegsende übernahm das Zeughaus Sarnen die Verwaltung des Geländes und beherbergte dort militärische Truppen. Aber nicht nur: Auch eine belgische Ferienkolonie, ein Invalidensportlager oder später Flüchtlingskinder aus dem Balkan waren schon im Melchtal zu Gast. Ende 2004 verkaufte die Schweizerische Eidgenossenschaft das Gelände schliesslich an die Korporation Kerns, die aus dem ehemaligen Truppenlager ein modernes Sportcamp machte.
Bei den Pavillons handelt es sich um ehemalige Militärbaracken. Heute bietet das grosszügige Gelände auf dem ehemaligen Truppenlager Platz für Sportarten aller Art.
Im Rahmen von diversen Renovationen hat das Sportcamp auch das Heizsystem erneuert. Seit 2012 heizt eine Holzschnitzelanlage die Gebäude, die Verteilung der Wärme erfolgt über ein Nahwärmenetz. «Eine energetisch spannende Lösung», urteilt der Energieberater Peter Böhler. In dieser Funktion hat er im Sportcamp eine PEIK-Energieberatung durchgeführt. «Der erste Schritt einer solchen Beratung ist die Bestandsaufnahme», erläutert er. «Wir analysieren die Anlagen in den Gebäuden, machen Fotografien, führen Interviews und erfragen Energieverbrauchszahlen.» Aus dieser Vielzahl gesammelter Daten leitet Böhler schliesslich eine Liste von Massnahmen ab und errechnet gemeinsam mit den Kunden, welche davon wirtschaftlich sind. Diese werden schliesslich in die drei Kategorien «Sofortmassnahmen», «Kurzfristig rentabel» und «Mittelfristig rentabel» gruppiert.
Eine der kurzfristigen Massnahmen betrifft das Heizsystem: Allein durch das Absenken der Heizkurve und der Heizgrenze spart der Betrieb erheblich Energie ein. Ebenfalls ein grosses Potenzial identifizierte Böhler in der Dämmung einzelner Gebäude. «An den Wänden der ehemaligen Militärbaracken sind Heizkörper angebracht», erläutert der Energiespezialist. Da die Wände sehr dünn sind, ist deren Wärmeverlust erheblich. «Eine einfach umzusetzende Lösung besteht darin, sogenannte Rückstrahlplatten hinter den Radiatoren anzubringen, sodass die Wärmedämmung der Wand verbessert wird und die Wärme in den Raum zurückstrahlt, anstatt nach aussen zu
entweichen.»
Thomas Ettlin ist Geschäftsführer des Sportcamps Melchtal und hat die Energieversorgung optimiert.
«Es ist beeindruckend, mit welch verhältnismässig einfachen Mitteln wir Energie einsparen», sagt Sportcamp-Geschäftsführer Thomas Ettlin. Er wird die vorgeschlagenen Lösungen nun in den ersten Häusern umsetzen und danach etappenweise in den weiteren Gebäuden. Ebenfalls bereits in Umsetzung ist der Ersatz der Leuchtkörper durch die LED-Technologie. Auch damit lässt sich mit wenig Aufwand viel Energie einsparen.
Andere Massnahmen hingegen sind aufwendiger und erfordern mehr Planung. «Zu einem späteren Zeitpunkt wollen wir unseren Elektro- durch einen Wärmepumpenboiler ersetzen und eine Solaranlage auf unserem Gelände installieren», so Ettlin. Dies fliesst in die Planvision der Korporation für die Jahre 2023 bis 2027 ein. Die Resultate der PEIK-Analyse sind für Ettlin sehr wertvoll. «Als öffentlich-rechtlicher Betrieb ist es für uns wichtig, die Energiesparpotenziale gegenüber unserer Verwaltungskommission mit Zahlen zu belegen», sagt er. «Die PEIK-Analyse liefert hierfür eine optimale Grundlage.»
Mit kleinen Massnahmen viel erreicht: Alleine durch das Absenken der Heizkurve und der Heizgrenze konnten Peter Böhler (rechts) und Thomas Ettlin eine erhebliche Energieeinsparung erzielen.
Lobende Worte für den Kunden findet auch Peter Böhler. «Im Betrieb war bereits sehr viel Know-how vorhanden», sagt der Energieberater. «Das machte die Aufgabe für mich spannend.» Überhaupt stellt er fest, dass die Sensibilität für Energiethemen bei seinen Kunden in jüngster Zeit gestiegen ist. «Viele Betriebe realisieren, dass es ihnen schlicht nicht möglich ist, komplexe Fragen wie die energetische Optimierung des Betriebs neben dem Tagesgeschäft anzugehen», sagt er. Hier kommt der Energieexperte ins Spiel.
Für Thomas Ettlin beginnt derweil die Wintersaison im Sportcamp. Als ehemaliger aktiver Schwinger ist der Geschäftsführer selbst ein begeisterter Sportler. Auch wenn er es heute etwas ruhiger angeht – seine grosse Leidenschaft ist die Schafzucht –, bietet ihm sein Arbeitsplatz doch auch in Zukunft ein sportliches Umfeld. Und dank der Betriebsoptimierung fliesst künftig noch mehr Energie in den Sport anstatt in die Beheizung der Gebäude.
Die PEIK-Energieberatung ist von Energie-Schweiz ins Leben gerufen worden, das EWO ist offizieller Kooperationspartner. Die professionelle Energieberatung begleitet Unternehmen darin, mögliche Energiesparprojekte gezielt in Angriff zu nehmen. Der Bund unterstützt die PEIK-Beratung mit einem Förderbeitrag von bis zu 50 Prozent (maximal 1’500 Franken) der Beratungskosten. Bei der Umsetzung der Massnahmen können die Unternehmen aktuell mit zusätzlichen Beratungsleistungen im Wert von bis zu 12’000 Franken unterstützt werden.