Coronavirus: Den Blackout vermeiden

Menschen
Als systemrelevantes Unternehmen hat das EWO frühzeitig Massnahmen ergriffen, um die Stromversorgung sicherzustellen. Ein Blick hinter die Kulissen.
24. November 2020
Text Michael Frischkopf / Fotos Samuel Büttler
24/11/2020 // 13 Minuten Lesezeit

Bedrohung durch Corona

Das EWO ist systemrelevant. Zu viele kranke Mitarbeitende könnten die Versorgungssicherheit ernsthaft gefährden. Mit einer Reihe von Massnahmen hat das Unternehmen reagiert und ist auch für die zweite Welle gerüstet.

Energiewirtschaft

Das Coronavirus zwingt ganze Wirtschaftszweige in die Knie. Auch das EWO ist betroffen, und zwar doppelt. Erstens als systemrelevantes Unternehmen, das die Energieversorgung und alle darum gelagerten Services sicherstellen muss. Und zweitens wie viele andere Unternehmen als Anbieter von Produkten und Dienstleistungen.

Im März, als der Bundesrat die ausserordentliche Lage erklärte und uns der Lockdown zu lähmen begann, war die Lage auch für das EWO ausserordentlich: Das EWO sass auf einem gewaltigen Energieüberschuss, hielt Strom für Unternehmen bereit, die die Energie nicht mehr benötigten. Wohin damit? Speichern lässt sich Strom nicht in solchen Mengen.

«Das war ein unvermeidbares Verlustgeschäft», erinnert sich Lukas von Moos, Leiter Geschäftsfeld Energie. «Alle Energieversorger mussten ihren überschüssigen Strom kurzfristig verkaufen, sodass ein Überangebot am Markt herrschte und die Preise rasant einbrachen.» Zusammen mit seinem Team ist er unter anderem für die Energiebeschaffung verantwortlich. Ein Geschäft, das von Planbarkeit lebt, doch die ist seit März 2020 nicht mehr gegeben. Viele Unternehmen können derzeit nur ungenaue Angaben über ihre weiteren Geschäftstätigkeiten machen. Es ist nicht erkennbar, wie viel Strom sie in nächster Zeit benötigen. Und die immer wieder wechselnden Verordnungen von offizieller Seite erschweren die Arbeit zusätzlich. Wie viel Strom soll das EWO für das nächste Jahr, den nächsten Monat, die nächste Woche einkaufen? «Ungewisse Prognosen zu haben, ist für die Energieplanung sehr unangenehm. Wir fahren eine rollende Planung», so Lukas von Moos. Allerdings bietet die Situation auch Chancen. Viele Kunden nutzen die Chance des tiefen Preisniveaus für die Eindeckung der folgenden Jahre.

«Ungewisse Prognosen zu haben, ist für die Energieplanung sehr unangenehm.»
Lukas von Moos, Leiter Geschäftsfeld Energie
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Hektik an der Strombörse: Die Kurven am Bildschirm von Lukas von Moos zeigen ein stetes Auf und Ab.

Die Drähte glühen darum heiss: Mit der linken Hand verkauft man Strom für die kommenden Jahre, mit der rechten kauft man ihn am Markt ein. Eine grosse Verantwortung für das kleine Team – und ein Risiko. «Ein Ausfall des gesamten Teams wäre ein enormes Problem, darum halten wir uns strikt an die Empfehlungen des Bundes und arbeiten bestmöglich in getrennten Räumen», so Lukas von Moos.

Wie viele Energieversorger hat auch das EWO eine Reihe von Kunden, die aus verschiedenen Gründen Strom nur gegen Vorauskasse erhalten. «Wir haben nun aber die Vorauszahlungszähler vorübergehend freigeschaltet, damit die Kunden sich nicht zu uns an den Hauptsitz begeben müssen. Die Kunden erhalten wieder eine normale Rechnung auf dem Postweg, in der Hoffnung, dass sie den Strom auch bezahlen», so Lukas von Moos.

Netzbau

Adrian Egger leitet eine von zwei Netzbaugruppen und ist sich bewusst: Krankheitsbedingte Ausfälle kann sich hier niemand leisten. In den Netzteams wissen alle, dass ihre Arbeit systemrelevant ist. «Wenn ein Sturm die Leitungen beschädigt und wir zu wenige Mitarbeitende wären für die Reparaturarbeiten, dann könnten wir die Versorgungssicherheit nicht mehr gewährleisten.»

Die beiden Netzbaugruppen haben darum ein strenges Schutzkonzept entwickelt. So wird überall darauf geachtet, dass sich die Mitarbeitenden der Gruppen nicht zu nahe kommen. Im Fall der Fälle bliebe so eine Gruppe einsatzbereit. Das Schutzkonzept habe grosse Auswirkungen auf die tägliche Arbeit, so Adrian Egger: «Das beginnt schon bei der Arbeitsaufteilung am Morgen. Früher trafen wir uns in einem gemeinsamen Aufenthaltsraum, jetzt tun wir dies in getrennten Räumen. Auf gemeinsamen Baustellen organisieren wir uns so, dass wir beispielsweise an unterschiedlichen Orten arbeiten. Das ist nicht ganz einfach, aber bis jetzt geht es tipptopp.» Noch aufwendiger wird es bei gemeinsam genutzten Fahrzeugen, etwa Lastwagen. Sie müssen gereinigt sein, auch kommen Desinfektionsmittel zum Einsatz; sobald zwei Personen im Auto sitzen, ist die Maske Pflicht. «Das alles ist recht gewöhnungsbedürftig. Doch wir sind uns alle bewusst: Wir müssen Sorge tragen zueinander, wir brauchen uns gegenseitig», so Adrian Egger. Was Adrian Egger persönlich am meisten fehlt, ist ein ganz banales Ritual: das Händeschütteln. «Ich kann den Arbeitskollegen und Kunden nicht mehr die Hand geben. Ich glaube, daran gewöhne ich mich nie.»

Betroffen sind pro Gruppe sechs Monteure, dazu kommen jeweils ein bis zwei Lernende pro Gruppe. Dasselbe Regime gilt auch für die zwei Trafostationen-Gruppen mit jeweils zwei Mann.

«Wir müssen Sorge tragen zueinander, wir brauchen uns gegenseitig.»
Adrian Egger, Gruppenchef Netz
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Die Arbeit im Netzbau geht weiter. Adrian Egger und seine Teamkollegen achten sehr darauf, nicht krank zu werden.

Kundendienst

Konkrete Auswirkungen hat die Pandemie für die Kundinnen und Kunden. Die Türen am Eingang des EWO sind für Drittpersonen – nachdem sie eine Zeitlang im Sommer offen waren – wieder geschlossen, und zwar auf unbestimmte Zeit. Das heisst: keine direkte Kundenberatung mehr, kein offener Schalter. «Der gegenseitige Schutz hatte natürlich Vorrang. Es ist aber sicher eine seltsame Zeit. Mein Kollege Daniel Odermatt und ich sind eingeschränkt in unserer Arbeit», sagt Kundenberaterin Céline Rohrer. «Von Angesicht zu Angesicht kann ich den Kunden halt besser helfen.» Dasselbe gelte auch für die drei Kollegen, die Grosskunden betreuen. Der persönliche Kundenkontakt ist beim EWO wichtig und wird geschätzt. Die Massnahme stosse aber, so Céline Rohrer, auf Verständnis in der Bevölkerung.

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Céline Rohrer bedient die Kunden derzeit am Telefon – auch wenn sie den direkten Kontakt bevorzugt.

Dass Kundinnen und Kunden persönlich am Schalter vorbeischauen, hat aber bereits vor der Pandemie abgenommen. Vieles lässt sich per Telefon oder E-Mail erledigen; und der neue virtuelle Schalter im Kundenportal auf der Website ewo.ch/kundenportal macht die Kunden komplett unabhängig von Öffnungszeiten.

Für Céline Rohrer und ihre Teamkollegen gilt im Moment: schauen, dass niemand krank wird. Orte im Ausland mit Quarantänepflicht gilt es zu meiden. «Home-Office, oder wie wir es nennen: Work@home, war bis jetzt kein Thema, da wir genügend Abstand halten können im Büro. Es ist aber möglich – wer weiss, was die Zukunft noch bringt», so Céline Rohrer.

IT – Und es funktioniert!

Bernhard Benguerel, der Lockdown kam rasch, es blieb wenig Zeit zur Vorbereitung. Wie hat Ihr Zweierteam die rund 100 Mitarbeitenden ins Home-Office befördert?

Bernhard Benguerel, Leiter IT: «Es ist eine spannende Zeit.»

Durch die im letzten Jahr umgesetzte Client­ Strategie nutzten die meisten von uns schon Notebooks, als der Lockdown kam, deshalb waren wir bereits gut vorbereitet. Aber ja – wir stellten uns Fragen zu den Netzwerken und Systemen und ob es genügend Internet­bandbreite gebe. Und es brauchte jede Menge Kabel, Headsets und Bildschirme. Aber wir konnten alles in genügender Menge beschaffen.

Die Sicherheit ist oft ein Thema, speziell beim EWO, das ja Kraftwerke und das Stromnetz betreibt. Gab es spezielle Vorkehrungen?
Wir folgen seit Jahren normierten Standards. Operative Systeme, die sicherheitskritisch sind, laufen getrennt von der restlichen IT. Wir mussten also nichts Neues aufbauen.

Haben die letzten Monate etwas verändert beim EWO seitens IT?
Das Bewusstsein, dass IT ein wichtiges Werkzeug ist, ist wohl gewachsen. Wir nutzen vermehrt kollaborative Plattformen, etwa «Teams» von Microsoft, um miteinander zu kommunizieren. Wir müssen nicht mehr alle für Besprechungen vor Ort kommen und lange Anfahrten zurücklegen. Das spart Zeit und Kosten und hat einen positiven öko­logischen Nebeneffekt. Für uns IT­-Spezialisten ist es eine spannende Zeit.

Kundendienst

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