Seit 21 Jahren arbeitet Martin Ettlin für die bio-familia. Das Unternehmen zeigt, wie Nachhaltigkeit geht – unter anderem mit «EWO NaturStrom+».
Am Anfang stand ein Misserfolg: Als die Familie Hipp 1954 in Sachseln die Tochterfirma «Somalon» gründete, tat sie dies mit der Absicht, ihre in Deutschland bereits erfolgreiche Babynahrung auch in der Schweiz zu verkaufen. Doch neun Jahre nach dem Krieg hatte hier niemand darauf gewartet; zumal in der Schweiz mit Nestlé bereits ein grosser Konkurrent diesen Markt bediente. So hatte Somalon nur zwei Optionen: aufgeben oder ein neues Standbein finden.
Man entschied sich für Letzteres. Da das Birchermüesli immer populärer wurde, hatte Firmenchef Kaspar Arquint die Idee, dieses industriell herzustellen und zu vertreiben. Bei der Bircher-Familie stiess dieser Plan jedoch auf Ablehnung: Ein Birchermüesli müsse frisch genossen werden und könne nicht industriell hergestellt werden. Doch Arquint blieb beharrlich und konnte sich mit der Bircher-Familie einigen. Unter zwei Bedingungen durfte Somalon das Müesli herstellen: Erstens musste auf jeder Packung stehen, dass es am besten mit einem frischen Apfel zubereitet würde; und zweitens mussten, soweit verfügbar, biologische Rohstoffe verwendet werden. So konnte das Unternehmen, das ursprünglich Babynahrung verkaufen wollte, unter dem Markennamen «familia» 1959 das erste biologische Müesli herstellen.
Im Jahr 1959 produzierte bio-famila das erste Birchermüesli.
62 Jahre später ist der anfängliche Misserfolg längst zu einer Erfolgsgeschichte geworden. Der inzwischen zu «bio-familia» umbenannte Betrieb ist weit über den Kanton Obwalden und die Schweiz hinaus ein Begriff. «Heute arbeiten rund 200 Personen für das Unternehmen, wir produzieren im Dreischichtbetrieb rund 14 000 Tonnen pro Jahr», erzählt Martin Ettlin. Er ist Leiter Technologie & Energie und arbeitet seit 21 Jahren für bio-familia. «Ökologie und Nachhaltigkeit standen seit Beginn im Zentrum und sind seit der Gründung in der Firma vorhanden», antwortet Ettlin auf die Frage, was ihn seit so vielen Jahren motiviere, für das Unternehmen tätig zu sein. «Die Firma lebt diesen Geist bis heute, und dies ist quer über alle Abteilungen sinnstiftend.»
Martin Ettlin, Leiter Technologie und Energie mit der Photovoltaikanlage der bio-familia
Genauso wie Kaspar Arquint in den Gründungsjahren für seine Ideen kämpfen musste, musste dies bio-familia auch in den Folgejahren immer wieder. Denn dass sich ein Unternehmen für Nachhaltigkeit engagiert, war damals noch alles andere als selbstverständlich. Sinnbildlich dafür steht die Entstehungsgeschichte des Trinkwasserkraftwerks Mettental, aus dem bio-familia heute zertifizierten Ökostrom bezieht.
«Bereits 1996 kam die Idee auf, die vielen Bäche der Umgebung zu nutzen, um unseren Strom zu produzieren», erzählt Martin Ettlin. Als die Wasserleitung von der Quelle in Mettental bis zum 900 Meter tiefer gelegenen Reservoir ersetzt werden musste, sah man die Chance, diese Energie zu nutzen. Wie damals beim Birchermüesli brauchte es auch hier Beharrlichkeit und Überzeugungsarbeit, bis die Druckleitung für die Stromproduktion gebaut wurde. «Der Strom vom Trinkwasserkraftwerk Mettental deckt heute 60 Prozent des Bedarfs ab», sagt Ettlin. Die restlichen 40 Prozent stammen aus weiteren Trinkwasserkraftwerken im Kanton Obwalden, die nach diesem Vorbild ausgebaut wurden. Das Unternehmen bezieht dabei vom EWO den nach den strengen Vorgaben von «naturemade star» zertifizierten «EWO NaturStrom+».
Als neusten Schritt auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit konnte bio-familia 2018 in Sachseln einen energieeffizienten Neubau beziehen, der unter anderem mit einer Grundwasser-Wärmepumpe geheizt und gekühlt wird. Er trägt gleich zwei Minergie-Zertifikate. Zunächst wurde das P-Zertifikat beantragt, da das angestrebte A-Zertifikat bedingte, spätestens innerhalb von zwei Jahren nach Fertigstellung des Baus eine Photovoltaikanlage nachzurüsten. «Da wir mit der PV-Anlage auf einem ehemaligen Produktionsgebäude erst beginnen konnten, nachdem der Neubau abgeschlossen war, waren wir uns damals nicht sicher, ob wir dies zeitlich schaffen würden.»
Doch es hat gereicht: Nach der Fertigstellung des Neubaus 2018 wurde im nächsten Schritt die Photovoltaikanlage gebaut und Ende 2019 in Betrieb genommen. Damit ist das Gebäude jetzt auch mit dem Minergie-A-Label zertifiziert als «Plusenergie-Gebäude», das mehr Energie produziert, als es braucht.
2018 konnte bio-familia am Hauptsitz in Sachseln den energieeffizienten Neubau (vorne) fertigstellen, der unter anderem mit einer Grundwasser-Wärmepumpe geheizt und gekühlt wird. Dank der 2020 fertiggestellten Photovoltaikanlage auf dem Nebengebäude erhielt das Gebäude die Minergie-A-Zertifizierung als «Plus-energie-Gebäude».
Die biologischen Rohstoffe, die Versorgung mit Ökostrom, das Plusenergie-Gebäude: alles Meilensteine auf dem Weg zur Klimapositivität – einer Vision, der sich bio-familia erklärtermassen verschrieben hat. Meilensteine, auf die manch anderes Unternehmen stolz wäre. Doch am Ende des Weges sieht man sich in Sachseln noch lange nicht. «Dieses Jahr sind wir daran, einen CO2-Fussabdruck unserer Firma und unserer Produkte zu erfassen», sagt Martin Ettlin. Ziel dahinter sei es, neue Potenziale zu finden, wie die Umweltbelastung weiter reduziert werden kann.
Ein weiterer Knackpunkt auf dem Weg zur Klimapositivität sind die Bandöfen. «Sie werden derzeit noch mit Gas betrieben», räumt Martin Ettlin ein. Da der Kanton Obwalden nicht ans Erdgasnetz angeschlossen ist, sind klimafreundliche Alternativen schwierig – ein Umstieg auf Ökostrom wäre zwar denkbar, ist aber aus Gründen der Effizienz nicht sinnvoll. «Unsere Hoffnungen setzen wir derzeit auf synthetische Brennstoffe wie Wasserstoff», so Ettlin. «Wir beobachten hier aufmerksam, was sich im Markt und in der Forschung tut – sollte sich für uns ein Türchen öffnen, werden wir diese Chance ergreifen.» Ruft man sich in Erinnerung, was das Unternehmen bisher erreicht hat, mag man kaum an dieser Aussage zweifeln.
bio-familia bezieht vom Trinkwasserkraftwerk Mettental zertifizierten Ökostrom und vom EWO das Produkt «EWO NaturStrom+». Die Produkte erfüllen die strengen «naturemade star»-Vorgaben des Vereins für umweltgerechte Energie (VUE). Dieses Zertifikat garantiert nicht nur, dass der Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen wie Wasser, Sonne oder Biomasse gewonnen wird, sondern gewährleistet auch, dass umfangreiche ökologische Auflagen eingehalten werden. Insbesondere nehmen die Stromerzeuger bei der Produktion Rücksicht auf die in der Umgebung lebenden Tiere und Pflanzen.
Sie wollen auch «EWO NaturStrom+» beziehen? Auf ewo.ch/naturstromplus finden Sie mehr Informationen.
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